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„Das Potential für E-Learning-Programme war bereits vor der Virus-Krise enorm“
Direkt aus dem Dualen Studium in die Selbstständigkeit – Souhayb Ettahiri gründet nach dem Abschluss in Villingen-Schwenningen sein Business
Es beginnt oft mit einem Traum. Mit einer Vision. Getrieben von einer Idee meldet Ingenieur Carl Friedrich Benz 1886 seinen Motorwagen zum Patent an. Noch keine 20 Jahre alt gründet Bill Gates 1975 die Firma Microsoft. Elon Reeve Musk ist im Frühling 2020 noch keine 50 Jahre alt und doch hat er mit seinen Visionen PayPal und Tesla bereits heute die Welt verändert. Der Absolvent im Studiengang Sozialwirtschaft an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen, Souhayb Ettahiri, schüttelt den Kopf als wir die Idee seiner E-Learning-Programme in die Reihe großer Errungenschaften einordnen. Aber als wir ihn zum Interview treffen, ist er doch selbstbewusst genug, das Potential von E-Learning-Konzepten als „großartig“ und „noch nicht am Ansatz ausgeschöpft“ zu beurteilen. Weil er an die Idee glaubt, hat sich der 24jährige nach dem Examen 2019 selbstständig gemacht. career21 hat sich mit dem jungen Unternehmensgründer unterhalten.
Souhayb Ettahiri, damit wir gleich auf einen Stand kommen: Fassen Sie uns doch bitte mal kurz Ihr Konzept für E-Learning-Lösungen für Soziale Einrichtungen zusammen?
Souhayb Ettahiri: Zunächst einmal möchte ich mich für die extraordinäre Begrüßung und Vorstellung bedanken. Auch wenn ich mich natürlich sehr geschmeichelt fühle, ist es noch ein weiter Weg, um das alles zu erreichen, was diese Pioniere geschafft haben. Aber starten können wir in dieser Zwischenzeit sehr wohl.
Naja, eigentlich ist es relativ simpel. Wir transformieren bestehende Präsenzkurse, -fortbildungen und -weiterbildungen in ein digitales Lernformat und führen dann diese in ein Learning Management System (LMS) ein – und dies konkret für die Sozialwirtschaft. Ein LMS kann man sich so vorstellen, als wären die Klasse, das Klassenbuch, die Notizen und der Inhalt, sowie Lehrende und Lernende auf einer gemeinsamen Plattform. Folglich erfolgt die gesamte Kommunikation der Beteiligten über unsere Plattform. Dadurch ist es möglich, digitale Kurse durchzuführen, Aufgaben an die Teilnehmenden zu verteilen sowie ihr Wissen anschließend digital zu testen. Und wo liegt darin der Vorteil? Jeder kann zu Hause bleiben.
Aber was ist daran jetzt so neu? Wieso glauben Sie, diese Konzepte könnten rund um den Globus die Welt des Lernens verändern bzw. verbessern?
Souhayb Ettahiri: Da haben Sie vollkommen recht. Der E-Learning Markt boomt in den letzten Jahren enorm. Von diesen Technologien profitiert an erster Stelle der Profit-Sektor. Der Sektor, der jedoch am ehesten unter finanziellem und personellem Mangel leidet, ist der Non-Profit-Sektor. Zwar sind wir in der Sozialwirtschaft in den ersten Zügen der Digitalisierung, jedoch spüren KMUs bislang wenig davon.
E-Learning ist also aus personalorientierter Sichtweise das Instrument, das die Digitalisierung in der Sozialwirtschaft voranbringen kann. Mitarbeitende können durch die Nutzung der digitalen Medien sowie Weiterbildung in digitalen Themen eine Technikaffinität entwickeln, sodass im Umkehrschluss technische, digitale und innovative sozialwirtschaftliche Geschäftsmodelle entstehen und anschließend ein sozio-ökonomischer Mehrwert erbracht wird. Es beginnt alles mit Bildung.
Aktuell befinden wir uns Mitte April 2020 in einer weltweiten, schweren Pandemie. Wie sich die Ausbreitung des Coronavirus entwickelt, lässt sich Stand heute nicht absehen. Sicher ist aber, Schule bzw. Unterricht und Lernen findet in seiner gewohnten Form in Deutschland und Europa seit Wochen nicht mehr statt. Ist das Virus eine Chance, E-Learning-Konzepte breiter bekannt zu machen?
Souhayb Ettahiri: Das Coronavirus bringt tragische Veränderungen mit sich, die uns Menschen sehr schwerfallen werden. Einige davon, wie E-Learning-Lösungen oder allgemein gesagt, der Digitalisierungsprozess, bringen jedoch für uns einige Chancen mit sich. Von heute auf morgen fallen physische Veranstaltungen und Treffen aus. Von heute auf morgen treffen sich alle im Netz. Die heutigen SchülerInnen sind sehr technikaffin und kommunizieren durch digitale Medien unterschiedlicher Formen – wieso sollte man denn nicht auch die schulische Kommunikation digital gestalten und so mit dem Geist der Zeit gehen. Und das ist die Chance!
Unser Bildungssystem hat noch einige alte Strukturen, die in solchen Zeiten spürbar werden. In solchen Zeiten wird ersichtlich, inwiefern digitales Lernen relevant ist. Wir brauchen viel mehr digitale Bildungsinstitutionen. Praktische digitale Methodik und Didaktik sollten heutzutage ein zentraler Bestandteil des Know-Hows von Lehrenden sein. Durch Covid19 sind wir nun gezwungen, uns diese Skills anzueignen. Damit sehe ich persönlich in der Krise auch etwas Positives!
Unsere ersten Gespräche mit unseren Kunden zeigen deutlich, dass dieser Weg der Weiterbildung und -entwicklung sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden effektiv ist. Oftmals bestanden im Unternehmen bereits erste E-Learning-Strategieansätze, jedoch noch unvollendet oder auf einen späteren Moment verschoben. Durch das Coronavirus greifen nun Unternehmen auf dieses Instrument zurück. Dieser Veränderungsprozess bringt ebenso Hürden mit sich. Ein solides Management ist hierfür unverzichtbar!
Auf den Punkt gebracht: Was sind die drei größten Vorteile von „Sosimpel“?
Souhayb Ettahiri: Wir senken die Personalentwicklungskosten. Wir steigern die Personalentwicklungseffizienz. Wir versimpeln die Personalentwicklung.
Es hätte doch die Chance gegeben, in der sozialen Einrichtung, mit der Sie Ihr Studium durchgeführt haben, nach dem Abschluss zu bleiben. Festes Gehalt, ruhige Kugel, 30 Tage Urlaub. Warum kam es anders?
Souhayb Ettahiri: Ja, auf jeden Fall! Ich kann und darf mich überhaupt nicht über den Club 82 e.V., meinem Arbeitgeber während meines dualen Studiums, beschweren. Ganz im Gegenteil: er war für mich so inspirierend, weshalb ich heute so bin, wie ich bin! Durch das duale Studium konnte ich beide Welten entdecken, die Welt des Studierenden und die, des Arbeitnehmers. Mein Mindset gegenüber Arbeit hat sich im Laufe meines Studiums verändert. Zunächst ging es mir um meine Karriere: ein duales Studium im Bachelor, einen berufsbegleitenden Master, Führungskraft, Geschäftsführung und irgendwann kommt die gutgemeinte Rente.
Während meines Studiums konnte ich jedoch viel über mich persönlich lernen. Der Aufbau des Studiums hat mich dazu regelmäßig angeregt, meine Leistung und meine Persönlichkeit zu reflektieren sowie (meine) Entscheidungen zu hinterfragen. Ich habe mich sowohl mit meinen Schwächen als auch Stärken beschäftigt, sodass ich schließlich ein persönliches Potential entdeckt habe, das dazu führte, meine eigenen Ideen in die eigene Hand zu nehmen. Und so kamen wir zu Sosimpel. Es ist ein wunderschönes Gefühl, sich und seine Idee zu verwirklichen. Auch wenn es manchmal stressig ist und länger als 8 Stunden pro Tag dauert; die Ergebnisse am Ende sind um so wertvoller. Es ist ein schönes Freiheitsgefühl. Ein Wohlempfinden. Selbstenergie.
Kann man als selbstständiger E-Learning-Berater leben? Reicht es für die eigene Wohnung und eine warme Mahlzeit am Tag?
Souhayb Ettahiri: Es kommt natürlich immer darauf an, wie das Geschäftsmodell aufgebaut ist und wie viele Kunden die Dienstleistungen benötigen. Jetzt aktuell lebe ich bei meinem Bruder und lebe eher von eigenen Ersparnissen. Die Selbstkosten für Sosimpel übernehmen wir bisher selbst, also Anouar Spiekermann, Mitgründer und noch Student, und ich. Aktuell sind wir glücklicherweise sehr optimistisch. Die ersten Kundengespräche verliefen positiv und die Aufgaben werden anspruchsvoller und professioneller. Genau die Richtung, in die wir auch gehen möchten.
Über das Thema Visionen haben wir bereits gesprochen. Welches wäre Ihre, wenn Sie Ihr Thema von heute aus konsequent weiterdenken. Wo steht E-Learning, sagen wir, in zehn Jahren im Jahre 2030?
Souhayb Ettahiri: Unsere Vision ist es, mithilfe der Digitalisierung die Effizienz in der Sozialwirtschaft zu erhöhen. E-Learning ist eine Möglichkeit und das Potential ist noch nicht vollkommen ausgeschöpft. E-Learning wird dann exklusiv, wenn das LMS von der künstlichen Intelligenz gesteuert wird. Die künstliche Intelligenz wird so programmiert, dass sie alle Informationen über jeden Lernenden en détail besitzt und maßgeschneiderte Entwicklungsstrategien für jeden individuell bereitstellt, sowie eigenständig die Kursinhalte so zusammensetzt, dass sich die Lernenden individuell weiterentwickeln können. Digitale Bildung führt zu individueller Bildung.
Wie haben Familie und Freunde reagiert als die Idee kam, das eigene Business aufzubauen? Eltern wollen doch meist Sicherheit für Ihre Kinder?
Souhayb Ettahiri: Ja, ich kann mich wirklich in der Hinsicht sehr glücklich schätzen, dass meine Freunde und Familie hinter mir stehen und mich da unterstützen, wo sie können. Natürlich versuchten mir meine Eltern den direkten Weg von der Schule über die Uni hin zur Arbeit nahezulegen und waren schließlich auch sehr froh, als ich zwei Jahre später mit dem Studium begonnen habe. Heute stehen sie vollkommen hinter mir und versuchen dort zu helfen, wo es möglich ist.
Wie sehen die konkreten nächsten Schritte aus? Werden Mitarbeiter Ihr Team verstärken? Wollen Sie auch außerhalb Deutschlands Ihre Leistungen vermarkten?
Souhayb Ettahiri: Mittlerweile sind wir marktbereit und unsere Website steht auch online. Wir haben unser Duo erweitert und haben nun für unterschiedliche Teilprozesse Spezialisten in den jeweiligen Gebieten. So schaffen wir es, eine qualitativ hochwertige Dienstleistung zu erbringen. Zunächst konzentrieren wir uns nur auf den deutschlandweiten Bildungsmarkt. Wir haben hier ein enorm großes Potential und sollten bei uns zu Hause beginnen, bevor wir über die Grenzen gehen.
Souhayb Ettahiri, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Souhayb Ettahiri: Ich habe zu danken.
Das Interview wurde mit unserem Redakteur Christian Hess geführt.
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