Zuerst Lehre, dann DHBW Studium – für Florian ein Glücksfall
Florian Pachel studiert im 6. Semester BWL-Handel an der DHBW Mosbach. Der 24jährige aus Pfedelbach hat vor dem Dualen Studium eine Lehre absolviert. Wie wegweisend diese Zeit für ihn war, schildert er im career21-Interview.
#Studium allgemein
Hallo Florian, Du hast vor dem Dualen Studium eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Weshalb zuerst die Lehre – trotz Abi?
Nach Zusage anders entschieden
Nach dem Abschluss meines Abiturs 2013 begann ich im September meine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann mit Zusatzqualifikation Internationales Wirtschaftsmanagement mit Fremdsprachen. Das war zunächst nicht der geplante Weg – ich hatte mich bereits direkt nach Abschluss meines Abiturs auf ein duales Studium beworben. Zunächst hatte ich bereits eine Zusage für ein DHBW Studium bei einem Einzelhandelsunternehmen, bei welchem ich während meiner Schulzeit auf Aushilfsbasis an der Kasse gejobbt habe. Aber ich habe es mir dann anders überlegt.
Wegen Abinote Umweg gegangen
Leider hat mich meine Abinote nicht direkt für eine DHBW Zulassung qualifiziert, weshalb ich den „Umweg“ über eine vorgelagerte Ausbildung gegangen bin. Rückblickend war dies jedoch die beste Entscheidung meines noch jungen Berufslebens: Auf Grund meines Abiturs konnte ich ein spezielles Ausbildungsmodell wählen, durch welches die klassische Ausbildungszeit von drei Jahren nicht nur auf zweieinhalb Jahre verkürzt wurde, sondern durch welches ich ebenfalls die IHK-Zusatzqualifikation Internationales Wirtschaftsmanagement mit Fremdsprachen erwerben konnte.
2 1/2 Jahre Ausbildung ein echter Gewinn
Im Rahmen meiner zweieinhalbjährigen Berufsausbildung sammelte ich so erste Berührungspunkte mit betriebswirtschaftlichen Themen, lernte Spanisch als dritte Fremdsprache, welche ich nun auf B2-Niveau beherrsche, und wurde auf meinen nächsten Schritt vorbereitet: Mein DHBW Studium. Meine Ausbildung hat mich somit nicht nur fachlich, sondern auch persönlich einen großen Schritt weitergebracht.
Vorurteile widerlegt
Oft wird eine Ausbildung nach dem Abitur von Abiturienten als Zeitverschwendung verkannt oder Abiturienten schätzen sich generell als überqualifiziert ein. Aus eigener Erfahrung kann ich dem widersprechen – eine engagiert genutzte Ausbildung ist der aus meiner Sicht beste Einstieg ins Berufsleben. Durch meine Ausbildung hatte ich während meines DHBW Studiums stets ein Vorverständnis über betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, ich kannte bereits alle Abläufe in meinem Ausbildungsunternehmen und auch der Theorie-Praxis-Transfer war mir bereits bekannt.
Während des Studiums verantwortungsvolle Tätigkeiten
Einige Zeit vor Ende meiner Ausbildung wurde ich bereits in meiner Zielabteilung übernommen. Nach Abschluss meiner Ausbildung im Februar war ich bis zu Beginn meines Studiums im September 2016 auf Vollzeit-Basis bei meinem Ausbildungsunternehmen im Vertriebsinnendienst und Projektmanagement beschäftigt. Daran änderte sich auch während meines DHBW Studiums nichts – während meiner Praxisphasen fand in meinem Fall kein klassischer Abteilungsdurchlauf statt. Die Abteilungen und Zusammenhänge hatte ich bereits umfassend während meiner Ausbildung kennengelernt. Ein weiterer Vorteil – während meiner Praxisphasen konnte ich so verantwortungsvolle Tätigkeiten wahrnehmen.
Fazit: optimaler Berufseinstieg
Alles in allem hätte ich mir keinen besseren Start in mein Berufsleben vorstellen können. Von einem durchschnittlichen Abiturienten konnte ich mich zum Kursbesten während meiner Ausbildung entwickeln. Dies qualifizierte mich letztlich für die Zulassung zu einem DHBW Studium und ist der Beweis dafür, dass ein kleiner Zwischenschritt auf dem Weg zum Studium oder eine vorgelagerte fachliche und persönliche Horizonterweiterung aus meiner Sicht nur Vorteile bietet.
Steiler Weg nach oben: 1,4
Eine Ausbildung vor dem Studium halte ich für sinnvoll, um persönlich zu reifen, ein paar wichtige Jahre älter zu sein und anschließend umso ehrgeiziger den nächsten Schritt zu machen. Am Ende meines Studiums kann ich nun auf bereits 6 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Meinen Notenschnitt konnte ich im Vergleich zu meiner Ausbildung nochmals auf 1,4 verbessern. Ich bin davon überzeugt, dass mein Studium ohne vorgelagerte Ausbildung nicht so erfolgreich verlaufen wäre und ich heute nicht auf demselben fachlichen und persönlichen Kenntnisstand wäre.
Was waren die Gründe für ein DHBW Studium?
Schon sehr früh während meiner Schulzeit waren mir zwei Dinge klar: Ich möchte einmal studieren und dies am liebsten dual. Neue Inputs und spannende Themenwechsel begeistern mich – hierfür ist ein duales Studium ideal. Die Abwechslung zwischen Theorie- und Praxisphasen lassen das Studium zu keiner Zeit eintönig erscheinen. Zugegeben, selbstverständlich können nicht alle Inhalte aus dem Studium 1:1 im Betrieb angewendet werden. Umgekehrt laufen Dinge in der Praxis oftmals anders ab als es im DHBW Studium gelehrt wird. Das ist vermutlich bei allen Studiengängen und –modellen gleich.
Das wirklich spannende an einem DHBW Studium ist für mich jedoch, dass es nie langweilig wird. Auf eine interessante Theoriephase folgt direkt und ohne Pause eine Praxisphase, in welcher man gefordert und gefördert wird. Natürlich spielt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle – das Gehalt, welches man auch während der Theoriephasen erhält, entschädigt für anstrengende Prüfungsphasen.
Warum dieser Studiengang?
Ich studiere BWL-Handel in der Fachrichtung internationaler technischer Handel. Es war mir wichtig, ein grundlegendes BWL-Studium zu absolvieren, welches mich für Aufgabengebiete in verschiedensten betrieblichen Bereichen qualifiziert. Der Studiengang Handel ergab sich aus der Tatsache, dass mein Ausbildungsbetrieb ein reines Handelsunternehmen ist. In Absprache mit der Ausbildungsleitung haben wir uns gemeinsam für die Fachrichtung internationaler technischer Handel entschieden. Hierdurch wurden zweierlei Interessen vereint – mich begeistern internationale Zusammenhänge schon immer. Als Händler der Verbindungstechnikbranche wurden durch den technischen Aspekt meiner Fachrichtung auch die betrieblichen Interessen berücksichtigt.
Wie bist Du auf das Ausbildungsunternehmen gekommen?
In der Region Hohenlohe zählt es zu den Top-Ausbildungsbetrieben. Schon bevor ich mich aktiv auf die Suche nach Ausbildungsunternehmen begeben habe, hatte ich erste Berührungspunkte mit dem Unternehmen. Im Rahmen von Schulinformations- und Bewerbertagen machte dieses Unternehmen sehr viel Werbung für sich. Nachdem ich bereits eine hervorragende Ausbildung hier genossen hatte, in der mir viele Möglichkeiten geboten wurden, welche weit über den Standard hinausgehen, habe ich natürlich nicht gezögert, als mir nach meiner Ausbildung ein DHBW Studienplatz angeboten wurde.
Während meiner Ausbildung ermöglichte mir mein Ausbildungsunternehmen beispielsweise einen fünfwöchigen Auslandsaufenthalt bei seiner spanischen Niederlassung in Valencia sowie einen Sprachkurs in Cádiz, Spanien. Darüber hinaus wurde ich für meine Leistungen mit einem Azubi-Car belohnt, welches ich zwei Monate fahren durfte. Diese Leistungen sind bei Weitem nicht selbstverständlich, jedoch aus meiner Sicht in der heutigen Zeit umso wichtiger, um bei der heutigen Arbeitsmarktsituation ein attraktiver und moderner Arbeitgeber zu sein.
Wieviele Bewerbungen hast Du geschrieben?
Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wie viele Bewerbungen ich nach meinem Abitur geschrieben habe. Es dürften ca. fünf Bewerbungen gewesen sein. Allerdings ist anzumerken, dass ich mich nach der frühen Zusage für einen Ausbildungsplatz nicht weiter für DHBW Studienplätze beworben habe.
Wie wichtig ist Dir das Gehalt?
Selbstverständlich ist ein großer Vorteil eines dualen Studiums, bereits während des Studiums finanziell auf eigenen Beinen stehen zu können. Es kommen einige Kosten auf einen zu: Bücher und Lehrmaterial, Spritkosten zum Hochschulort für Pendler oder gar Kosten für ein WG-Zimmer. Das Gehalt während des DHBW Studiums spielt demnach schon eine gewisse Rolle. Erfahrungsgemäß zahlen hier jedoch alle Ausbildungsunternehmen in etwa gleich viel – bis auf einige wenige Ausnahmen nach oben oder unten.
#Ausland
Du hast in 2018 das 4. Semester als Auslandssemester an der University of North Florida (UNF) verbracht. Welche Eindrücke und Erfahrungen hast Du aus dieser Zeit mitgenommen?
Begeisterung für fremde Kulturen
Fremde Kulturen begeistern mich schon mein ganzes Leben lang. Ich bin überzeugt davon, dass man seinen persönlichen Horizont vor allem durch persönliche Erfahrungen mit fremden Ländern, Kulturen und durch den persönlichen Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern erweitern kann.
University of North Florida
Die UNF ist, trotz ihrer 17.000 Studenten, für amerikanische Verhältnisse eher eine kleine Universität. Für deutsche Verhältnisse, vor allem im Vergleich zur DHBW, ist sie jedoch riesig und auf den ersten Eindruck so groß, dass man glaubt, sich niemals dort zurechtzufinden. Insgesamt ist das Studium anders im Vergleich zum DHBW Studium. Der Aufwand während des Semesters ist deutlich höher, da wöchentlich Hausaufgaben, Präsentation oder Prüfungen geschrieben werden. Am Ende des Semesters hingegen ist es deutlich entspannter, da der Großteil der Note bereits feststeht. Die Prüfungen selbst sind meist Multiple Choice und haben nicht den Umfang einer Prüfung an der DHBW. Sie erinnern eher an den Umfang einer Klassenarbeit während der Schulzeit. Dennoch waren die Unterrichtsinhalte höchst interessant und auf Grund der englischen Sprache eine ganz neue und spannende Erfahrung.
Einzigartiges Studentenleben
Nachdem man das amerikanische College-Leben eher nur aus Filmen kennt, war es ein einmaliges Erlebnis, dieses einzigartige Studentenleben einmal persönlich zu erleben – und das im Sunshine-State Florida. Das Auslandssemester bot neben interessanten Vorlesungsinhalten natürlich ebenfalls die Möglichkeit, benachbarte Staaten und Städte zu erkunden. So standen unter anderem Miami, Fort Myers, Naples, die Everglades, Key West, Orlando, New Orleans, Chicago, die Bahamas oder New York City auf dem Reiseplan.
Viele neue Freunde aus aller Welt
Während des Auslandssemesters bestand der überwiegende soziale Kontakt zu anderen internationalen Studenten, welche aus der ganzen Welt zusammenkamen. Es war mir sehr wichtig, neben den Unterrichtsinhalten vor allem die Kultur, die Sprache und die Menschen kennenzulernen, mit denen ich fast ein halbes Jahr zusammenlebte. Es entstanden enge Freundschaften mit Mitstudierenden aus aller Welt, die hoffentlich noch weit über das Auslandssemester hinaus bestehen bleiben.
Was war Deine beste und welches die schlechteste Erfahrung?
Ich bin der festen Überzeugung, dass ich mich selbst durch diese Erfahrung persönlich und menschlich, aber natürlich auch fachlich hinsichtlich der Studieninhalte und Sprache weiterentwickelt habe. Die besten Erfahrungen habe ich während der zahlreichen Wochenendtrips an die unzähligen wunderschönen Orte gesammelt. Mein persönliches Highlight war der Spring-Break, eine unterrichtsfreie Woche im März, in der einige Freunde und ich zuerst ein paar Tage in Miami verbracht und anschließend eine Kreuzfahrt auf die Bahamas unternommen haben. Wir waren eine gemischte Gruppe aus Deutschen, Franzosen und Spaniern – dieses Erlebnis werde ich wohl nie vergessen.
Schlechte Erfahrungen habe ich so gut wie keine erlebt. In Einzelfällen hat mich jedoch die teilweise sehr konservative und vorurteilsbelastete Einstellung einiger Amerikaner gestört, vor allem in Hinblick auf die deutsche Geschichte. „America First“ wird oftmals nicht nur plädiert, sondern unmissverständlich gelebt. Dies ist mit einem offenen und internationalen Weltbild nicht immer vereinbar.
Würdest Du dieses Auslandssemester und die Hochschule (University of North Florida) empfehlen?
Ich würde jedem Studierenden empfehlen, ein Auslandssemester zu absolvieren. Die DHBW bietet durch ihre unzähligen Partnerschaften zu internationalen Hochschulen zahlreiche Möglichkeiten. Selbstverständlich stellt ein Auslandssemester eine Herausforderung dar – persönlich und fachlich. Es ist schon anspruchsvoll, ein Semester in einer fremden Sprache zu absolvieren. Am Ende meines DHBW Studiums kann ich nur empfehlen, alle Zweifel aus dem Weg zu räumen und diesen Schritt zu gehen.
Dabei spielt es für mich persönlich keine Rolle, in welches Land oder an welche Auslandshochschule die Reise geht. Ich bin davon überzeugt, dass jedes Land, jede Kultur und jede Hochschule ihre ganz individuellen wertvollen Erfahrungen bereithalten. Ich hatte das Glück, an der University of North Florida zu studieren.
#Zukunft
Du wirst dieses Jahr Dein DHBW Studium abschließen und bist dann Bachelor of Arts.
Gibt es Pläne für den weiteren Berufsweg?
Zum Ende meiner Ausbildung und vor allem während meines Studiums hat sich herausgestellt, dass meine Leidenschaft der Vertrieb ist. Mein Ausbildungsunternehmen hat mich schon sehr früh in verantwortungsvolle Tätigkeiten im Vertrieb eingebunden, wodurch ich eigenverantwortlich Kundenprojekte erfolgreich zum Abschluss bringen konnte.
Ist der Master für Dich interessant?
Grundsätzlich halte ich jede Art von Weiterbildungen, ganz egal ob akademisch oder fachlich, für sinnvoll und ziehe selbstverständlich den Master in Betracht. Aktuell muss ich jedoch sagen, dass ich mich nach meiner Berufsausbildung und dem anschließenden DHBW Studium nun ganze 6 Jahre in einer Ausbildung befinde. Jetzt bin ich erstmal hochmotiviert, beruflich durchzustarten und Arbeitserfahrung zu sammeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass mich in ein paar Jahren wieder die Motivation packt, mich nochmals akademisch weiterzubilden – das würde ich dann höchstwahrscheinlich berufsbegleitend tun.
Planst Du eine Tätigkeit im Ausland?
Auslandskontakte sowie ein internationales Umfeld sind mir sehr wichtig. Ich habe eine Leidenschaft für Sprachen und fremde Kulturen. Einem beruflichen Auslandsaufenthalt stehe ich sehr offen gegenüber. Eine zeitlich begrenzte Tätigkeit im Ausland oder eine regelmäßig wechselnde Tätigkeit zuhause und im Ausland steht auf jeden Fall auf meiner Wunschliste.
#Location
Du studierst in Mosbach – was bietet die Stadt als Studienort?
Mosbach ist eine Kleinstadt mit ca. 24.000 Einwohnern und liegt geographisch zwischen Heilbronn und Heidelberg. Studierende nennen Mosbach gerne „Nixlosbach“ – natürlich mit einem Augenzwinkern. Aus zwei Gründen darf man als Studierender in Mosbach natürlich nicht den attraktivsten Studienort ever erwarten: 1. – Wer sich für ein duales Studium entscheidet, verbringt die meiste Zeit des Tages in Vorlesungen oder bereitet die Vorlesungen des nächsten Tages vor. 2. – Es liegt natürlich bereits in der Natur der Sache, dass eine Kleinstadt als Studienort generell weniger zu bieten hat als eine echte große Studentenstadt. Dennoch muss ich sagen, dass ich meine Entscheidung, in Mosbach zu studieren, zu keiner Zeit bereut habe.
Gibt es interessante Freizeitmöglichkeiten?
Natürlich hat man auch als dualer Student die Möglichkeit, seine Freizeit attraktiv zu gestalten. Und obwohl Mosbach eine Kleinstadt ist, bietet sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr viel für die Studierenden. Erwähnenswert ist beispielsweise das Fitnessstudio, welches einen speziellen Tarif für duale Studenten bietet, bei welchem man die Beiträge nur während der Theoriephasen bezahlt. Darüber hinaus bieten zahlreiche Bars und Restaurant in Mosbach spezielle Studentenangebote. Hier treffen sich die DHBW Studenten regelmäßig, beispielsweise in einer Bar am Mittwochabend zur Happy Hour.
Wenn man sich der Situation in Mosbach bewusst ist, seine eigenen Erwartungen der Situation anpasst und die zahlreichen Angebote der Stadt wahrnimmt, kann man in Mosbach eine tolle Zeit haben. Ich blicke gerne auf die Zeit zurück. Ich hatte das Glück, in einer tollen WG mit tollen Mitbewohnern zusammenzuleben. Das ist der Schlüssel zu einer guten Zeit – es kommt in meinen Augen weniger auf den Ort an, sondern auf die Menschen mit denen man zusammenlebt und die eigene Bereitschaft, das Beste aus jeder Situation zu machen. Ich hatte eine tolle Zeit in Mosbach.
Wie ist die Wohnsituation?
Die Wohnsituation ist ein wenig angespannt. Mit etwas Bemühungen findet man zwar leicht ein WG-Zimmer oder eine Wohnung, jedoch würde ich die Wohnsituation in Mosbach als zu teuer einschätzen. Dazu kommt, dass man sich lediglich die Hälfte des Jahres mit Unterbrechungen in Mosbach befindet. Wer sich für eine Wohnung entscheidet, zahlt die Mietbeiträge oft auch in den Monaten, in denen man sich gar nicht in Mosbach befindet. Man sollte in Erwägung ziehen, sein Zimmer unter zu vermieten. Jedoch besteht natürlich nur Bedarf, wenn sich auch wirklich Studierende in Mosbach befinden. Während der vorlesungsfreien Zeiten, z.B. in den Sommermonaten, bleibt man auf den Mietkosten für ein leerstehendes Zimmer sitzen. Etwa die Hälfte meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen sind daher von ihrem Heimatwohnort nach Mosbach gependelt.
Was macht man abends in Mosbach?
Außer den schon erwähnten Studenten-Angeboten in Bars und Restaurants, bietet die DHBW ein gutes Sportangebot. So kann man ebenfalls studiengangsübergreifend neue Leute kennenlernen. Darüber hinaus sind WG-Partys in Mosbach sehr beliebt – manchmal jedoch zum Leidwesen der Anwohner. Man findet zwar keine wirklichen Clubs vor, wenn man das Angebot Mosbachs jedoch annimmt und mit ein wenig Eigeninitiative selbst für einen gemütlichen Abend mit Freunden und Kommilitonen in einer WG sorgt, dann wird das Studentenleben in Mosbach trotzdem nie langweilig.
#Alltag Theorie und Praxis
Wie sieht ein Tag in der Praxis aus?
Mein Arbeitsalltag ist geprägt von unterschiedlichen Projekttätigkeiten, welche ich teilweise eigenverantwortlich, teilweise in Projektteams führe und abschließe. Auf Grund meiner regelmäßigen Abwesenheit durch die Theoriephasen, habe ich in meinen Praxisphasen keine wirkliche wiederkehrende Tagesarbeit. Meine Arbeit besteht beispielsweise aus der Anforderungsanalyse von Kundenanforderungen und der anschließenden Angebotsausarbeitung bis hin zur -präsentation und dem Abschluss. Hierfür sind ebenfalls regelmäßige Dienstreisen und überregionale Kundenbesuche vorgesehen. Begleitend unterstütze ich meine Kollegen im Vertriebsinnendienst.
Wie reagieren Deine Kolleginnen und Kollegen auf Dein Studienfach?
Meine Kolleginnen und Kollegen stehen meinem Studienfach positiv und interessiert gegenüber. Es ist schön zu sehen, wie meine Kolleginnen und Kollegen und ich wechselseitig voneinander profitieren – ich bin sehr dankbar für die praxisnahen Inputs meiner Kollegen. Gleichzeitig freut es mich ebenso, wenn ich durch mein angeeignetes Fachwissen in betriebswirtschaftlichen oder technischen Fragen meine Kolleginnen und Kollegen unterstützen kann.
Fühlst Du Dich mehr als Student oder als Arbeitnehmer?
Das ist eine interessante Frage. Ich würde sagen, dass sowohl das Studium als auch die Arbeit in den Theorie- und Praxisphasen im Hintergrund immer ein wenig präsent sind. In der Praxisphase lässt sich das Studium natürlich nicht 100% ausblenden, da beispielsweise Projektarbeiten oder Präsentationen fürs Studium während der Praxisphasen vorbereitet werden müssen. Umgekehrt kann es auch während der Theoriephasen vorkommen, dass ich einen freien Tag dazu nutze, in der Firma zu arbeiten. Man ist also immer beides, Student und Arbeitnehmer. Während der Praxisphasen wurde ich jedoch von meinen Kolleginnen und Kollegen wie auch Vorgesetzten immer sehr ernst genommen, hier wurden keine Unterschiede gemacht. Im Gegenteil, durch die verantwortungsvollen Aufgaben, die mir übertragen wurden, habe ich mich immer als echter Arbeitnehmer gefühlt. Andererseits hat sich der regelmäßige Wechsel zwischen Theorie- und Praxisphasen natürlich bemerkbar gemacht.
Wie sieht ein Tag an der DHBW aus?
Ein Tag an der DHBW beginnt in der Regel zwischen 8 und 9 Uhr morgens und dauert bis ca. 16 Uhr. In meinem Studienfach gab es keinen Stundenplan mit regelmäßig wiederkehrenden Vorlesungen. Vorlesungen wurden in den meisten Fällen als Blockunterricht abgehalten. Das liegt daran, dass an der DHBW viele Dozenten direkt aus der Praxis kommen. Die Recht-Vorlesung in einem Semester findet daher beispielsweise nicht in jeder Woche für eine Stunde statt, sondern einmal im Semester für eine ganze Woche in Form eines Blockunterrichts.
Ich empfinde dies als sehr angenehm – es werden intensive Vorlesungen gehalten, die nicht in die Länge gezogen werden, sondern interessant und prägnant alles Wichtige enthalten. Anwesenheit ist hier natürlich Pflicht und die Voraussetzung, am Ende des Semesters die Prüfung zu bestehen. Auf Grund des Blockunterrichts hat man nicht die Möglichkeit, versäumte Vorlesungsinhalte nachzuholen. Die Vorlesungen selbst erinnern an einen Schulunterricht. Die Kurse bestehen aus ca. 30 Personen, was ich als sehr angenehm empfinde. Dies schafft Möglichkeiten für Kursdiskussionen, Präsentationen und Interaktionen mit dem Dozenten.
Was, glaubst Du, unterscheidet ein duales Studium zentral von einem an Uni oder Hochschule?
Ich denke, dass der Ablauf der Vorlesungen einen entscheidenden Unterschied zu Vorlesungen an Universitäten oder FHs darstellt. Das Studium an der DHBW ist sehr praxisorientiert und lebt durch die Interaktion und den Erfahrungsaustausch zwischen den Studierenden und den Studierenden und dem Dozenten.
Ein duales Studium erfordert sehr viel Eigeninitiative, Disziplin und Engagement. Neben den persönlichen Ansprüchen an sich selbst gibt es noch einen weiteren Beteiligten, welcher ein Interesse an einem erfolgreichen Studium hat – das Ausbildungsunternehmen. Man muss lernen, mit dieser Verantwortung umgehen zu können und sich zu jeder Zeit professionell und diszipliniert verhalten. Das ist aus meiner Sicht der Hauptunterschied zu einem „normalen“ Studium.
Was ist arbeitsintensiver – Theorie- oder Praxisphase?
Das ist schwierig zu beantworten. Auf Grund meiner vorherigen Ausbildung bin ich während den Praxisphasen schon sehr tief im Arbeitsalltag verankert. Grundsätzlich würde ich deshalb sagen, dass die Praxisphase die arbeitsintensivere Phase ist. Während der Theoriephase an der DHBW kommt es schon mal vor, dass ein Nachmittag vorlesungsfrei ist oder an einem Freitag keine Vorlesungen abgehalten werden – man hat während der Theoriephasen generell ein wenig mehr Freizeit.
Jedoch muss man sagen, dass sich dies in den Wochen vor den Semesterabschlussprüfungen ändert. Die Wochen vor den Prüfungen waren mit Sicherheit die arbeitsintensivsten Wochen des DHBW Studiums. Hier ist Durchhaltevermögen und Belastbarkeit gefragt, um sich über Wochen hinweg motiviert zu halten. Aber auch das geht vorbei. „Normale“ Studierende haben nach ihren Prüfungen Semesterferien, im dualen Studium schließt sich direkt die nächste Praxisphase an. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt da natürlich nicht, aber es ist am Ende trotzdem immer machbar gewesen.
#Familie, Freunde, Hobbys
Wenn Du nicht gerade büffelst oder arbeitest – was machst Du dann am liebsten?
Wer ein duales Studium absolviert, verzichtet natürlich auch nicht gänzlich auf seine Freizeit und Hobbys. Natürlich ist ein duales Studium arbeitsintensiver als ein „normales“, jedoch bleibt genügend Freizeit für den persönlichen Ausgleich zum Studienalltag. Davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Nach der Arbeit oder Vorlesungstagen mache ich mich an den meisten Tagen ohne Umwege auf den direkten Weg ins Fitnessstudio. Dies hilft mir, den Kopf frei zu kriegen und meinen Feierabend zu genießen. Zusätzlich spiele ich Fußball im Verein, reise gerne und viel und treffe mich in meiner Freizeit gerne mit Freunden.
Wie haben Freunde, Schulkollegen und Familie auf Deine Idee mit dem Dualen Studium reagiert?
Seitens meiner Familie wurden anfangs vereinzelt Bedenken geäußert. Ich verstehe, dass das Konzept eines dualen Studiums für Außenstehende zunächst abschreckend klingt: Keine Semesterferien, das volle Studium in der Hälfte der Zeit. Dennoch wurde ich von meiner Familie immer unterstützt und man stand meiner Entscheidung niemals im Wege. Als ich selbst und meine Familie nach Beginn des Studiums gemerkt haben, dass ein duales Studium natürlich anstrengend und zeitintensiv ist, in Wirklichkeit aber gar nicht so „schlimm“ wie anfangs gedacht, haben sich auch sämtliche Bedenken gelegt und das DHBW Studium wurde entspannt angegangen.
Darüber hinaus konnte ich ebenfalls immer auf die Unterstützung meiner Freunde zählen. Viele von ihnen haben selbst dual studiert. Da die meisten von ihnen keine Ausbildung absolviert haben, sondern direkt nach dem Abitur mit einem dualen Studium begonnen haben, standen sie bereits schon vor Beendigung ihres Studiums, als ich gerade damit angefangen habe. Von ihnen habe ich viele nützliche Tipps erhalten. Es war sehr wichtig, diese Unterstützung zu erhalten, da mir dadurch auch anfängliche Anspannungen genommen wurden.
Würdest Du die Entscheidung wieder so treffen?
Ich würde mich definitiv wieder für ein duales Studium entscheiden. Vor allem im Vergleich mit Freunden, welche kein duales Studium absolviert haben, zeigt sich zum Ende der Studienzeit nun der Unterschied hinsichtlich der Praxiserfahrung. Die Studienzeit ging vorbei wie im Flug, kaum zu glauben, dass ich in ein paar Wochen mein DHBW Studium beende. Am Ende meines Studiums kann ich sagen, dass sich die anstrengenden Prüfungsphasen und der Verzicht auf manche Annehmlichkeiten im Vergleich zu einem „normalen“ Studium gelohnt haben.
Ermöglicht Dir Dein Gehalt einen anderen Lebensstil als andere Studierende, die Du kennst?
Selbstverständlich trug das Gehalt ebenfalls zu meiner Entscheidung für ein duales Studium bei. Während meiner Studienzeit hat mein Gehalt mir zwar keinen grundlegend anderen Lebensstil ermöglicht, jedoch hat sich das Gehalt schon an so mancher Stelle bemerkbar gemacht. Es ist natürlich schön, sich an der einen oder anderen Stelle einfach einmal etwas gönnen zu können. Besonders attraktiv ist natürlich, dass man sein Gehalt auch während der Zeit erhält, in der man sich in der Theoriephase befindet. Ich war trotz des Gehalts auf Unterstützung meiner Familie angewiesen und bin dafür sehr dankbar – ein komplett eigenständiges Leben ist mit dem Gehalt im dualen Studium nur schwer möglich.
Bist Du generell mehr ein praktischer Mensch, der lieber anpackt als theoretisiert?
Mir gefallen sowohl die Theorie als auch die Praxis sehr. Mir macht es Spaß, mich auch außerhalb der Arbeit auf dem Laufenden zu halten, ich lese gerne Bücher über Vertrieb und Management. Dennoch ist es natürlich schön, das erlernte Wissen auch anzuwenden. Oftmals stellt man dann fest, dass es in der Praxis doch grundlegend anders abläuft, als man es sich in der Theorie angeeignet hat. Sobald ich etwas gelernt habe, setze ich das Gelernte gerne um und probiere aus. Ein gewisser Praxisbezug ist meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung für ein duales Studium. Reine Theoretiker wird ein duales Studium wahrscheinlich nicht zufriedenstellen.
Besten Dank Florian für das Interview und alles Gute weiterhin!
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