Abitur, Auslandsjahr, Ausbildung, Bachelor, Master – für Carina Luisa die ideale Reihenfolge
Carina Luisa Mekle studiert im 6. Semester Marketing Management an der DHBW Heidenheim. Die 25jährige aus Asch bei Blaubeuren hat nach einem Auslandsjahr eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau absolviert und darauf ein Duales Studium aufgebaut. Über Ihre Erfahrungen berichtet sie im career21-Interview.
#Studium allgemein
Hallo Carina, Du hast vor dem Dualen Studium eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und auch ein Auslandsjahr absolviert. Wie sieht Dein Werdegang genau aus?
Nach meinem Abitur war für mich klar, dass ich ein Auslandsjahr antreten werde. Als dies alles in trockenen Tüchern war und ich im Oktober meine Reise nach Milwaukee (nähe Chicago) startete, „arbeitete“ und lebte ich dort als AuPair bei einer Familie mit 3 wundervollen Kindern.
Ich bewarb mich von Amerika aus auf Ausbildungsstellen im Bereich Eventmanagement in Deutschland. Mit Bewerbungsgesprächen via Skype habe ich mich dann für einen Ausbildungsplatz bei einem Unternehmen der Veranstaltungstechnik bei Ulm entschieden. So begann ich meine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau nach dem Auslandsjahr.
Nach meiner verkürzten Ausbildung und einem zwischenzeitlichen Berufsschulwechsel von Baden-Baden zum nähergelegenen Günzburg, aufgrund sowohl beruflicher als auch privater Gründe, habe ich mein Ausbildungsunternehmen verlassen und bin zu einem Unternehmen der Veranstaltungstechnik bei Neu-Ulm gewechselt.
Bereits in meiner Ausbildung war mir klar, dass ich das duale System weiterverfolgen will und theoretisches und praktisches Lernen gerne in meiner weiteren Lernlaufbahn verbinden möchte.
Mein neues Ausbildungsunternehmen ermöglichte mir dann meinen Wunsch, ein duales Studium an der dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim zu absolvieren. Im Oktober 2017 startete ich mit dem 1. Semester in der Praxisphase des BWL-Grundstudiums mit dem Schwerpunkt Marketing Management.
Was waren die Gründe für ein DHBW Studium?
Der Verbund von Praxis und Theorie ist mir sehr wichtig. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, was in der Theorie natürlich viel auf Simulation beruht. Obwohl wir auch an der DHBW Heidenheim sehr viele Praxisprojekte haben – mein Dank hier an Prof. Froböse. Trotz allem bin ich ein „Praktiker“ und setze gerne Dinge, die ich lerne, um. Deshalb ein duales Studium.
Warum dieser Studiengang?
Die erste Überlegung war, sich für ein duales Studium im Bereich Eventmanagement zu entscheiden. Doch durch meine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau wollte ich mich in diesem Bereich, mit der Befürchtung eines Déjà-vu-Prozesses, nicht weiter vertiefen. Ich liebe die Kommunikation und vertieftes Wissen in der Betriebswirtschaftslehre ist ein gutes Standbein und sehr interessant. Der Schwerpunkt mit der Kommunikation passte perfekt, weshalb ich mich nach einigen Gesprächen mit der Studiengangsleitung und Studierenden für den Studiengang Marketing Management entschieden habe.
Wie bist Du auf das Ausbildungsunternehmen gekommen?
Mit meinem Ausbildungsunternehmen haben wir das Projekt „Duales Studium“ gemeinsam beschlossen. So können wir das Unternehmen in dem Bereich Marketing weiter ausbauen und nachhaltig weiterentwickeln.
Wieviele Bewerbungen hast Du geschrieben?
Für ein duales Studium habe ich keine Bewerbung geschrieben, da ich direkt nach meiner Ausbildung das folgende Duale Studium beim neuen Ausbildungsunternehmen durchführe.
Wie wichtig ist Dir das Gehalt?
Gehalt ist eine andere Art der Wertschätzung eines Mitarbeiters. Ein Gehalt sollte immer angemessen sein und dient unter anderem auch als Motivation. Doch Gehalt allein ist nicht alles.
#Zukunft
Du wirst dieses Jahr Dein Studium abschließen und bist dann Bachelor of Arts.
Gibt es Pläne für den weiteren Berufsweg?
Gerne würde ich meinen Werdegang durch ein duales Masterstudium weiterentwickeln. Die Bereiche Organisationsdesign, Personalführung und Interne Kommunikation finde ich dabei sehr interessant. Was auch mein Thema in der Bachelorarbeit widerspiegelt.
Planst Du eine Tätigkeit im Ausland?
Sicherlich bringt ein duales Masterstudium die ein oder andere Auslandserfahrung mit sich – ich bin gern unterwegs und lerne neue Kulturen und vor allem die Arbeitskultur in anderen Ländern kennen.
#Location
Du studierst in Heidenheim – was bietet die Stadt als Studienort?
Die Stadt selbst ist sicherlich nicht die Wunschstudienstadt, trotz allem hat Sie ihre Einzigartigkeit mit einem neumodischen und technisch hochwertigem Studiengebäude. Nicht zu vergessen mit Blick auf das wunderschöne Schloss.
Leider wird für Studierende in Heidenheim wenig geboten. Es gibt die eine oder andere Party. Konzerte und Fußball sind da dann schon Highlights.
Gibt es interessante Freizeitmöglichkeiten?
Sicherlich sind gute Freizeitmöglichkeiten ein Lauf hinauf auf das Schloss, ein Montagabend in der Voith-Arena oder ein Konzert im Brenzpark.
Wie ist die Wohnsituation?
Ich pendle jeden Tag nach Heidenheim. Meine Studienkollegen beziehen dort teilweise Wohnungen oder WG´s und andere nehmen wie ich eine längere Fahrt auf sich.
Was macht man abends in Heidenheim?
Abends hat man wie in jeder Stadt die Möglichkeit, in Bars oder Restaurants zu gehen. Oder man verbringt den Abend an der DH oder in den WG´s der Studienkollegen.
#Alltag Theorie und Praxis
Wie sieht ein Tag in der Praxis aus?
Ein Tag in der Praxis gestaltet sich natürlich jeden Tag unterschiedlich. Generelle Kernarbeitszeit ist von 9:00 bis 16:00 Uhr. In der schnelllebigen Veranstaltungsbranche ist das allerdings deutlich flexibler.
Mein Aufgabenbereich umfasst mehrere Bereiche von der Internen sowie Externen Unternehmenskommunikation bis hin zur Assistenz der Geschäftsleitung und einige Bereiche im Personalmanagement.
Dadurch fallen natürlich Kernaufgaben an, welche täglich erledigt werden müssen. Außerdem gibt es projektbezogene Aufgaben, welche nach Aktion mit einer Reaktion folgen.
Wie reagieren Deine Kolleginnen und Kollegen auf Dein Studienfach?
Es hat Vor- und Nachteile. Mein Studium setze ich in einem kleinen Betrieb mit 10 Mitarbeitern um, da fällt es natürlich auf, wenn die duale Studentin 3 Monate nicht im Haus ist. Wir haben hierbei die Abmachung getroffen, dass ich meine Projekte auch während dem Studium vorantreiben kann, sofern ich keinen Nachteil daraus ziehe. Ich bin schließlich nicht direkt auf einen festen Arbeitsplatz angewiesen. Somit bin ich für meine Kolleginnen und Kollegen immer zu erreichen und stelle auch gern meine Arbeitskraft neben der Praxisphase zur Verfügung, wenn sich die Zeit bietet.
Fühlst Du Dich mehr als Studentin oder als Arbeitnehmerin?
Ich würde diese Frage anders formulieren. Denn meiner Ansicht nach bin ich nun egal ob ein Ausbildungsverhältnis oder ein Arbeitsvertrag vorhanden ist, Arbeitnehmerin. Rechtlich ist das selbstverständlich anders handzuhaben und ich habe in dem Fall auch andere Rechte. Die Person an sich, ob Studentin oder Arbeitnehmerin sollte sowieso individuell betrachtet werden und deshalb ist dieser Titel Studentin nicht weniger oder mehr wert als Arbeitnehmerin.
Wie sieht ein Tag an der DHBW Heidenheim aus?
Ein einzelner Tag an der DHBW kann nicht verallgemeinert werden. Jeder Tag gestaltet sich an der DHBW unterschiedlich. Was sicher immer gleich bleiben wird, ist der Gang vom „Schotterparkplatz“ über die Brücke bis hin zur DHBW, der dich 5 Minuten kostet, falls du mal im Stau gestanden bist oder spät dran bist. Wir haben Unterricht im 6. Stock. Wenn die Tagesform es erlaubt wird gelaufen, ansonsten nutzen wir den Aufzug. Dann haben wir Unterricht und jeder Professor gestaltet seine Pause nach Belieben. Eine Mittagspause gibt es selbstverständlich auch, diese ist mal eine Stunde lang, mal sind es nur 30 Minuten. Sie sehen wir sind da relativ variabel. Nach Vorlesungsende laufen wir die 6 Stockwerke wieder nach unten und zurück auf den Parkplatz an unser Auto. Außer es stehen noch Projekte in Gruppen außerhalb der Vorlesungszeit an.
Was, glaubst Du, unterscheidet ein duales Studium zentral von einem an Uni oder Hochschule (früher FH)?
Sicherlich ist das Studium an der Dualen Hochschule persönlicher. Sie können sich das so vorstellen wie in der Grundschule mit einer Klasse von 20 Schülern. Bei uns hat wirklich jeder jeden Tag den gleichen Sitzplatz und sowohl die Dozenten als auch die Studenten haben einen persönlichen Draht zueinander.
Ich kann nur vermuten, dass dies an einer Uni oder einer Hochschule nicht der Fall ist.
Was ist arbeitsintensiver – Theorie- oder Praxisphase?
Das hängt ganz davon ab, was einem besser liegt. Bei mir würde ich sagen, dass es sich die Waage hält. Es kommt ganz darauf an, welches der persönliche Anspruch ist und wohin die Reise gehen soll. „Störfaktoren“ gibt es in der Praxisphase sicherlich deutlich mehr, denn hier kommen mehrere Komponenten zusammen. In der Theoriephase bin ich selber für mein Lernverhalten verantwortlich.
#Familie, Freunde, Hobbys
Wenn Du nicht gerade büffelst oder arbeitest – was machst Du dann am liebsten?
Natürlich verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie oder meinen Freunden. Ich bin sportaffin und gehe gerne ins Fitnessstudio oder fahre auch Inliner. Vor zwei Jahren habe ich noch Fußball gespielt, ich denke sich auspowern ist ein guter Ausgleich.
Gerne gehe ich aber auch wandern oder trinke ein Glas Lillet mit Freunden am Abend. Wichtig ist, dass die Zeit für die Familie sowie für die Freunde nie begrenzt ist. Denn auch von Ihnen kann man viel lernen.
Wie haben Freunde, Schulkollegen und Familie auf Deine Idee mit dem Dualen Studium reagiert?
Generell war die Reaktion sehr positiv.
Würdest Du die Entscheidung wieder so treffen?
Diese Entscheidung ist mit dem neuen Ziel, dem dualen Master, schon gefallen schätze ich.
Bist Du generell mehr ein praktischer Mensch, der lieber anpackt als theoretisiert?
Eindeutig Praktisch! – Die Glühbirne schraubt sich nicht von allein in die Fassung.
Carina wir bedanken uns für das Interview und wünschen Dir alles Gute für Deine Zukunft!
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