Interview

Noras Erfahrungen: MTB | FSJ | BWL

Duales Studium Erfahrungsbericht DHBW FSJ BWL

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Ein Studiengang mit betriebswirtschaftlichen Grundlagen und spezifischen Lehrinhalten in vier Vertiefungsrichtungen – die perfekte Vorbereitung auf eine Karriere in Unternehmen aller Art.

Nora Schulzke hat gerade den Bachelor of Arts im Studiengang BWL-Industrie an der DHBW Villingen-Schwenningen erreicht. Zuvor hat sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert sowie über drei Jahre in einem Bikepark gearbeitet – ihre Eindrücke und Erfahrungen jetzt hier im career21-Interview.

#Studium allgemein
Hallo Nora, was waren Deine Gründe für ein DHBW Studium?
Ich kannte das Duale System schon von Freunden und Familie und fand die Kombination aus Theorie und Praxis sehr interessant. Vor allem auch die Aussichten auf eine Übernahme nach dem Studium im Unternehmen, machte es sehr attraktiv. Von vielen älteren Bekannten hatte ich mitbekommen, dass es gar nicht so einfach ist, wenn man frisch von der Uni kommt, direkt einen Job zu finden. Dies ist nach einem dualen Studium tendenziell einfacher. Aber auch der Geldfaktor spielte eine große Rolle.

Warum dieser Studiengang?
Ich habe während meines Abiturs einige Messen für Ausbildungsberufe und Studiengänge besucht. Wusste jedoch auch danach nie so genau, was ich machen möchte. Ich habe dann einige Tests im Internet gemacht, die zu Empfehlungen für z. B. Medienkommunikation oder Mediendesign führten. Da ich jedoch auf jeden Fall dual studieren wollte, war die Auswahl an Unternehmen, die diese Studiengänge anbieten, nicht sehr groß. Es hat sich herausgestellt, dass der Studiengang BWL-Industrie im Grundstudium sehr ähnlich und auch die Vertiefung Marketing möglich ist. Deshalb habe ich mich nebenher auch noch für BWL-Industrie beworben. Da ich leider keinen Platz mit meinen Favoriten bekam, habe ich mich dann für diese Alternative entschieden. Es war aber dennoch eine gute Entscheidung, denn dieser BWL-Studiengang hat mir viel Spaß gemacht!

Wie bist Du auf das Ausbildungsunternehmen gekommen?
Ich kenne ASSA ABLOY durch den bekannten Albstadt Bike Marathon, da das Unternehmen hier der Hauptsponsor ist. Da ich schon mehrmals dort erfolgreich mitgefahren bin, war mir der Firmenname nicht fremd. Aber auch durch Bekannte, die bei ASSA ABLOY arbeiten, wurde ich nochmals daran erinnert, dass es dort jährlich einen Studienplatz gibt. Außerdem habe ich mich auch im Internet informiert, welche bekannten Unternehmen im Umkreis welche Studiengänge anbieten.

Wieviele Bewerbungen hattest Du geschrieben?
Puuuh – genau weiß ich das leider nicht mehr. Aber ich glaube es waren so 10 bis 15 Bewerbungen.

Wie wichtig ist Dir das Gehalt während des Studiums?
Für mich war das sehr wichtig. Ich habe schon immer Geld verdient – seit ich 13 bin. Zuerst durch Zeitungen austragen und später im Bikepark. Ich wollte das „Taschengeld“ dann während des Studiums auch nicht mehr missen.

#Berufserfahrung
Du hast vor Deinem Studium ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert:
Was genau hast Du da gemacht?

Ich habe mein FSJ in einem Integrationskindergarten gemacht. Das bedeutet, dass in diesem Kindergarten auch Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung waren. Meine Aufgaben waren dort sehr vielseitig, hatten jedoch immer etwas mit Verantwortung von Kindern zu tun. Dabei fing mein Tag immer damit an, dass ich mit einem KBF-Bus 7 Kinder, die verteilt in Albstadt wohnten, zu Hause abgeholt habe. Im Kindergarten habe ich alle Kinder in ihre Gruppen gebracht. Ich war für die Krippe zuständig – ab 11 Monate bis 3 Jahre. Bis alle Kinder meiner Gruppe ankamen, spielte ich mit den Kindern oder habe sie auch manchmal getröstet, weil ihre Eltern weg waren. Um 8.30 Uhr gab es dann Frühstück für alle – Tisch decken, Tee vorbereiten, Kinder an ihren Platz bringen, Lätzchen anziehen und je nach Alter auch füttern. Nach dem Frühstück wurden die Kinder frisch gewickelt und Zähne geputzt, auch hier musste man als FSJler oft helfen. Nebenbei den Tisch abräumen, abputzen und kehren.

War alles erledigt, ist man wieder zu den Kindern zum Spielen in die Gruppe gekommen. Zur Mittagszeit musste ich dann für jedes Kind das mitgebrachte Essen aufwärmen. Dann die gleichen Routinen wie nach dem Frühstück. Danach gab es für einige Kinder einen Mittagsschlaf. Also Schlafanzug anziehen und ins Bett bringen und mit der Zeit lernte man seeehr viele Mittel, um Kinder in den Schlaf zu bringen. Um ca. 16 Uhr wurden die Kinder wieder in ihre Gruppen zusammengerufen, richteten ihre Rucksäcke und warteten auf ihrem Platz auf uns FSJler, um sie wieder nach Hause zu fahren.

Welche Eindrücke und Erfahrungen hast Du aus dieser Zeit mitgenommen?
Ich hatte vor diesem FSJ immer Probleme bzw. wusste nicht, wie ich mit behinderten Menschen umgehen soll. Durch dieses FSJ habe ich gelernt, man soll eben gar nicht anders mit ihnen umgehen, sondern sie gleichbehandeln, wie jeden anderen auch. Außerdem habe ich dort gelernt, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und hilfsbereit zu sein. Eine weitere wichtige Eigenschaft, die ich mir erst dort wirklich angeeignet habe, ist Pünktlichkeit. Kam ich bei einem Kind zu spät, bedeutete dies, dass die Eltern, welche vielleicht zur Arbeit mussten, warten mussten und außerdem auch die nächsten Kindern warten mussten und im Endeffekt alle zu spät in den Kindergarten kamen.

Was war Deine beste und welches die schlechteste Erfahrung?
Meine besten Erfahrungen waren, die wundervollen Fortschritte der Kinder miterleben zu dürfen. Sei es die ersten Schritte oder das erste richtige Wort. Was mich jedoch am meisten gefreut hat war: wir hatten ein Kind mit Downsyndrom, welches keine blumigen Prognosen hatte. Z.B. hieß es, dass es nie laufen werden könne. Am Anfang als ich angefangen hatte, ist das Kind lediglich auf dem Bauch umher gerobbt. Am Ende des Jahres hatte der Kindergarten ein Gestell für das Kind gekauft, wodurch es rundum stabilisiert wurde und seine ersten Schritte laufen konnte.
Ich habe den Kindergarten immer wieder auch nach meinem FSJ besucht. Mein erster Besuch war ein halbes Jahr später. Dabei habe ich gesehen, wie das Kind inzwischen ohne Gestell einige Schritte allein gehen konnte. Das war für mich ein sehr schöner Moment.
Wirklich schlechte Erfahrungen im Kindergarten oder mit den Kindern selbst hatte ich nicht. Da ich die Kinder bis zur Haustüre bringen musste und manchmal auch noch etwas mit den Eltern klären musste, hatte ich den ein oder anderen Einblick in die Haushalte. Es war für mich sehr erschreckend zu sehen, wie manche Kinder leben müssen. Es waren also nicht schlechte, sondern eher traurige Erfahrungen.

Würdest Du ein Freiwilliges Soziales Jahr empfehlen?
Ich würde jedem ein FSJ empfehlen. Denn dadurch wird man nicht nur auf ein Arbeitsleben vorbereitet, sondern man nimmt auch für sich selbst sehr viel mit und lernt fürs Leben.

Und Du warst über drei Jahre beim Bikepark Albstadt mit verschiedenen Tätigkeiten beschäftigt: Hast Du hier Hobby mit Engagement kombiniert?
Ja, so kann man das sagen. Ich bin selbst eine begeisterte Mountainbikerin und bin auch einige Jahre Rennen gefahren, wodurch ich auch Kontakt zu den Bikepark-Besitzern hatte. Am Anfang war eigentlich nur angedacht, an einem Wochenende dort auszuhelfen, weil dort die Deutsche Meisterschaft im Downhill ausgetragen wurde. Mir machte es dann aber so viel Spaß, eben weil ich diesen Sport auch mache, dass ich nachfragte ob ich nicht als Mini-Jobber anfangen könnte. Eine Woche später konnte ich direkt starten.

Wie sah Dein Betätigungsfeld aus?
Man kann es so ein bisschen „Mädchen für alles“ nennen: Ticketausgabe, Streckenauskunft, Angebotinfos und gute Ratschläge sowie die Personen richtig einschätzen, da ich diesen Sport ja selbst mache. Auch der Verkauf von Getränken, Kaffee, Kuchen und Essen, welches ich gekocht habe, war Teil meiner Aufgaben. Nebenbei musste ich schauen, dass die Kühlschränke ausreichend gefüllt sind und im Auge behalten, wann ich wieder z.B. Gemüse schneiden oder neue Brötchen aufbacken musste oder genug Geschirr zurückkam, um die Spülmaschine zu starten.
Die Ausgabe von Helmen und Protektoren gehörte auch manchmal dazu. Ebenso eine Beratung im Shop, wo man Kleidung, Schuhe, Helme, Protektoren, Zubehör und vieles mehr kaufen kann. Abends kamen die weniger spaßigen Sachen wie Küche putzen, spülen, aufräumen, verstauen sowie Protektoren waschen und Helme putzen. Aber auch das gehört dazu. Ebenfalls war ich in längerfristige Überlegungen involviert, wie wir z.B. bestimmte Vorgänge verbessern können, sodass wir effizienter arbeiten können und es für die Kunden auch angenehmer ist.

Kannst Du aus den dort gewonnenen Kenntnissen und Erfahrungen heute beruflich profitieren?
Auf jeden Fall! Vor allem, alles zu organisieren, zu koordinieren und im Blick zu haben, fällt mir dadurch um einiges leichter. An Tagen mit gutem Wetter war im Bikepark immer sehr viel los, dies bedeutete für mich einiges an Stress. Dadurch komme ich aber nun mit beruflichem Stress sehr gut klar und kann Prioritäten setzen und dann alles Schritt für Schritt abarbeiten und ruhig bleiben, da ich weiß, dass sich selbst hetzen eher dazu führt, Fehler zu machen und dadurch evtl. noch mehr Zeit benötigt wird. Außerdem habe ich durch Verkauf und Beratung sehr viel mit Menschen kommuniziert, die nicht immer ganz einfach waren, was mir heute beruflich auch einen Vorteil bringt. Denn ich weiß, dass Azubis vor allem in den Anfängen Schwierigkeiten haben bzw. sich nicht trauen, z.B. zu telefonieren oder mit Kunden zu sprechen, was bei mir dadurch kein Problem war.

#Zukunft
Du hast gerade Dein Studium beendet und bist jetzt Bachelor of Arts – Gratulation.
Gibt es Pläne für den weiteren Berufsweg?

Ich wurde direkt von meinem Unternehmen in der Marketing-Abteilung übernommen und habe dort Aufgaben bekommen, die meinen Wünschen entsprechen, was ich in Zukunft machen möchte. Natürlich möchte ich mich dennoch dazu ständig weiterbilden, um am Ball zu bleiben.

Ist der Master für Dich interessant?
Ich bin seit ein paar Monaten am überlegen, ob ein Master für mich sinnvoll ist und noch zu keinem Schluss gekommen. Was aber klar ist: wenn ein Master, dann nebenberuflich.

Planst Du eine Tätigkeit im Ausland?
Ich wollte eigentlich ein Auslandssemester machen, was aber wegen Corona nicht möglich war. Zwar werde ich geschäftlich immer mal wieder verreisen, jedoch nicht außerhalb von DACH. Also vorerst ist dazu nichts geplant.

#Location
Du studierst in Villingen-Schwenningen – was bietet die Stadt abends als Studienort?
Früher gab es noch die Linde, in die wir Studenten jeden Mittwochabend gegangen sind. Diese gibt es aber leider nicht mehr. Es gibt aber inzwischen gute Alternativen um abends wegzugehen, wie der Ostbahnhof und danach in die Exe (Expressguthalle) oder in die Arena. Da findet man auf Insta auch immer einige Infos zu verschiedenen Partys, die gerade anstehen. Und wenn es keine offizielle Party in einem Club gibt, dann findet man immer eine WG-Party, die stattfindet. In diesem Punkt muss man sich also keine Sorgen machen.

#Alltag Theorie und Praxis
Wie sieht ein Tag in der Praxis aus?
Ich finde es schwierig dies so allgemein beschreiben zu können. Denn es kommt darauf an in welcher Abteilung man momentan eingeteilt ist, wie lange man sich schon in dieser Abteilung befindet und in welchem Studienjahr man ist. Je nach dem hat man unterschiedliche Aufgaben, die eher Fleißarbeiten oder Projekte enthalten, in 10 min erledigt sein können oder mehrere Wochen Arbeit benötigen, die anspruchsvoll sind oder quasi nebenbei gemacht werden können. Dennoch meiner Meinung nach wichtig, alles mal gemacht zu haben! Denn auch das nervige Kopieren oder Pflegen von Exceldateien gehört zu einem späteren Job dazu. Natürlich ist es aber nicht wie das stereotypische Azubi-dasein, bei dem man lediglich kopieren und Akten vernichten muss. Ich hatte z. B. einige sehr spannende Projekte, die ich ausführen durfte und über die ich sehr dankbar bin.

Wie sieht ein Tag an der DHBW VS aus?
Dies ist tatsächlich von Tag zu Tag sehr ähnlich. Die Vorlesungen fangen meist um 9 Uhr an – wenn man Pech hat, schon um 8 Uhr. Dann hat man eigentlich immer bis ca. 12.15 Uhr einen Dozenten. Dann ist meist bis 13 Uhr Mittagspause. In dieser gehen einige Studierende in die Mensa oder die Cafeteria der DHBW, wo es wirklich eine top Auswahl an Essen gibt, welches sehr zu empfehlen ist. Aber viele gehen auch in die Stadtmitte, welche zu Fuß nur wenige Schritte entfernt ist. Dort gibt es auch einige Möglichkeiten, essen zu gehen. Danach hat man meist wieder bis 16.15 Uhr einen weiteren Dozenten. Da viele Studierende pendeln, fahren danach sehr viele direkt nach Hause. Darunter habe auch ich gezählt.

Was, glaubst Du, unterscheidet ein duales Studium zentral von einem an Uni oder Hochschule?
Ich denke der größte Unterschied ist die Praxiserfahrung, die wir durch ein duales Studium erhalten. Was meiner Meinung nach die Berufssuche nach dem Studium vereinfacht.

Was ist arbeitsintensiver – Theorie- oder Praxisphase?
Meiner Meinung nach ist die Praxisphase arbeitsintensiver. Aber ich war auch in vielen spannenden Projekten involviert, die dazu geführt haben, dass ich immer beschäftigt war und zum Teil auch einige Überstunden gemacht habe. Ich kenne aber auch Studierende aus meinem Kurs, die sich sehr gelangweilt haben am Arbeitsplatz, da sie nie wirklich richtige Aufgaben erhalten haben. Im Theorieteil ist es meistens so, dass man die ersten 6 Wochen sehr gelassen angehen kann und viel Freizeit hat. Lediglich die Vorbereitungsphase für die Prüfungen und die Prüfungsphase selbst ist dann sehr stressig.

#Familie, Freunde, Hobbys
Wenn Du nicht gerade lernst oder arbeitest – was machst Du dann am liebsten?
Ich verbringe sehr gerne viel Zeit mit meinen Freunden und gehe am Wochenende gerne aus. Die meisten meiner Freunde treiben den gleichen Sport wie ich, wodurch wir dadurch auch sehr viel Zeit miteinander verbringen können. Dazu zählen bouldern und Enduro/Downhill fahren. Im Sommer kombinieren wir gerne unsere Hobbies und das feiern gehen auf Roadtrips.

Wie haben Freunde, Schulkollegen und Familie auf Deine Idee mit dem Dualen Studium reagiert?
Meine Eltern waren froh über diese Entscheidung, denn dadurch habe ich mir ja mein Studium selbst finanzieren können. Man freut sich immer für einen Freund, der ein duales Studium bekommen hat, denn es ist nicht einfach ein solches zu erhalten, da es sehr viele Bewerber dafür gibt.
PS: In meinem Freundeskreis witzelt man immer über duale Studenten, dass wir ja keine armen Studenten sind und deshalb auch die Getränke zahlen können…

Würdest Du die Entscheidung wieder so treffen?
Ja, auf jeden Fall!

Ermöglicht Dir Dein Gehalt einen anderen Lebensstil als andere Studierende, die Du kennst?
Bekommen Studierende an der Uni BAföG, Kindergeld und jobben noch nebenher, kommen sie auf die gleiche Summe. Aber es ist klar, dass ich einen anderen Lebensstil haben kann. Im Nachhinein ist der Unterschied nur, dass ich nichts zurückzahlen muss. Was aber nicht zu vergessen ist, dass wir dafür auch z.B. keine Semesterferien haben, sondern eben im Unternehmen sind und Vollzeit arbeiten müssen. Man sagt auch nicht umsonst, dass ein duales Studium stressiger ist.

Bist Du generell mehr ein praktischer Mensch, der lieber anpackt als theoretisiert?
Ich bin ein sehr praktischer Mensch, der gerne Dinge anpackt, durchsetzt, verändert bzw. verbessert. Jedoch ist ein vorheriger theoretischer Plan nicht auszulassen. Für mich muss dieser aber realistisch umsetzbar sein.

Nora wir bedanken uns für das Interview und wünschen Dir für die Zukunft alles Gute!

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